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Verpackungsmaterialien im Porträt: Grau- und Vollpappe

  • Vollpappe und Wellpappe sind zwei Kategorien im Bereich der Pappmaterialien.

  • Bei Wellpappe werden gewellte und ebene Papierbahnen verklebt.

  • Vollpappen sind hingegen massive Kartonarten mit hoher Dichte.

  • Graupappe ist die meistgenutzte Vollpappe der Verpackungsbranche.

  • Kartons aus Voll- und Graupappe sind vielseitig nutzbar, individualisierbar, kosteneffizient und nachhaltig.

 


 

Die Welt der zellstoffbasierten Verpackungen hält viel mehr bereit als nur Wellpappe. Tatsächlich bringen Grau- und Vollpappe mit ihren besonderen Eigenschaften eine Menge Vielseitigkeit in die Verpackungsbranche. Individuell zu verarbeiten und hervorragend zu recyceln: Grau- und Wellpappe wissen mit Ihren Spezifikationen zu überzeugen.

 

Wellpappe und Vollpappe im Vergleich

Grundsätzlich können Pappen grob in zwei Kategorien gegliedert werden: Wellpappe und Vollpappe. Die beiden Papparten teilen selbstverständlich einige Gemeinsamkeiten. Ebenso gibt es aber zahlreiche Merkmale, die sie voneinander trennen. Hier erklären wir die wichtigsten Unterschiede und Besonderheiten von Well- und Vollpappe.



 

Pflanzenfasern: Der gemeinsame Rohstoff

 

Sowohl Well- als auch Vollpappen sind Zellstoffprodukte. Beide bestehen also aus Pflanzenfasern, die aus Bäumen und Einjahrespflanzen gewonnen werden. Frischfasern kommen dabei allerdings nur im begrenzten Ausmaß zum Einsatz. Denn der Großteil der für die Wellpappen- und Vollpappenproduktion verwendeten Fasern wird aus Altpapier wiedergewonnen.

 

Der Weg von der Faser zum fertigen Papperzeugnis unterscheidet sich bei Well- und Vollpappen jedoch deutlich: Um Wellpappe herzustellen, müssen die Fasern erst zu Papier verarbeitet werden, bevor die eigentliche Produktion der Wellpappe beginnen kann. Vollpappe wird hingegen ohne Zwischenschritt, also direkt aus Papierfasern gefertigt.



 

Im Fokus: Wellpappe

 

Bei der Herstellung von Wellpappe werden mehrere Papierbahnen parallel befeuchtet und erhitzt. Eine der Bahnen wird geriffelt, also in Wellenform gebracht. An den Wellenspitzen wird diese Papierbahn schließlich mit den glatten Deckenbahnen verklebt – entweder ein- oder beidseitig.

 

 

Besonders robust sind mehrwellige Wellpappen: Hierbei werden gleich mehrere Wellenbahnen kombiniert. Meist handelt es sich dabei um Wellen mit unterschiedlichem Format, zum Beispiel Grob- und Feinwellen. Zwischen diesen liegt immer eine ebene Papierlage, auf der die Wellen verklebt werden.

 

Jede der Wellen sorgt für zusätzliche Stabilität: Sie fangen den Druck auf, der auf das Material von oben einwirkt, und leiten ihn gleichmäßig ab (ähnlich wie Bögen im Brückenbau). Zugleich halten die Hohlräume der Wellpappe das Gewicht und den notwendigen Materialaufwand gering.

 

Wellpappkartons sind perfekt dazu geeignet, schwere und zerbrechliche Güter zu schützen. Die Wellen und Hohlräume im Inneren des Materials bilden dabei eine Art Pufferzone und federn Druck, Schläge und andere physische Einwirkungen effektiv ab.



 

Im Fokus: Vollpappe

 

Vollpappen sind sogenannte massive Pappen. Anders als Wellpappen bestehen diese nicht aus mehreren, verklebten Papierlagen. Stattdessen stellen sie, vereinfacht gesagt, eine besonders dicke Papierform dar. Konkret werden als Vollpappe alle Kartonsorten mit einem Flächengewicht von 500 bis 3.000 g/m2 bezeichnet.

 

Hergestellt werden Vollpappen heute zu fast 100 % aus Altpapier. Dieses wird zunächst in einem Stofflöser mit Wasser vermengt, aufgeschlagen und im Anschluss gesiebt, gereinigt sowie weiter zerkleinert. Der so gewonnene Faserstoffbrei wird dann (je nach Verfahren) durch den Einsatz von Sieben, Pressen und Walzen entwässert sowie in die gewünschte Schichtdicke gebracht.

 

Grundsätzlich kann Vollpappe einlagig, mehrlagig oder mehrschichtig sein. Mehrlagige Vollpappe wird bei der Herstellung gegautscht: Dabei werden mehrere Zellstoffbahnen zu einer Einheit gepresst. Bei mehrschichtiger Vollpappe werden die einzelnen Schichten mit Klebstoff verbunden.

 


Dank ihrer sehr hohen Dichte, Festigkeit und Stabilität sind Vollpappkartons trotz des sehr geringen Materialaufwands äußerst robust. Daher finden sie heute Anwendung in diversen Bereichen und Formen:

   

Graupappe & Co: Arten von Vollpappe

Vollpappen gibt es in verschiedenen Variationen. Diese unterscheiden sich sowohl hinsichtlich der bei der Herstellung eingesetzten Fasern und Verfahren als auch mit Blick auf ihre jeweiligen Eigenschaften und Anwendungsbereiche:

 
  • Hartpappe: biegefeste, zähe Pappe mit sehr hoher Dichte
  • Schwarzpappe: schwarz gefärbte Hartpappe
  • Archivpappe: alterungsbeständige, säurefreie Pappe für den Dokumentenschutz (bestimmte Eigenschafen nach Zertifikaten wie DIN ISO 9706 oder DIN ISO 16245)
  • Finnpappe: finnische Maschinenholzpappe aus reinem Holzschliff (Einsatz z. B. im Modellbaubereich)
  • Manilapappe: günstige Kartonsorte aus weniger gesäuberten Fasern
  • Natronpappe: (oder Natronkraftkarton) Kraft- bzw. Mischpappe aus 100 % Sulfat-Zellstoff
 

Die in der Verpackungsbranche meistgenutzte Vollpappenart ist jedoch die Graupappe. Ihren Namen verdankt sie ihrer charakteristischen grauen Färbung, die auf den Einsatz von Altpapier als Rohstoff zurückzuführen ist.

 

So leistungsfähig sind Voll- und Graupappe

Voll- und Graupappe erfüllen – genau wie ihr gewelltes Pendant – eine Reihe wichtiger Aufgaben im Rahmen der Logistik und des Warenschutzes. Denn dank ihrer besonderen Eigenschaften bieten massive Pappen zahlreiche Vorteile, die sie zu einer der populärsten Materialien der Verpackungsbranche machen:

 
  • Individualisierbarkeit: Vollpappen bieten ausgezeichnete Voraussetzungen für kreative Designs. Auf der glatten Oberfläche von Vollpappe ist mit allen gängigen Druckverfahren ein hochwertiges Druckbild erzielbar. Ihre Struktur eignet sich zudem perfekt dazu, mit Laminat, Lack oder digitaler Heißfolienprägung veredelt zu werden.
  • Vielfältige Konstruktionen: Ob durch Stanzen, Ritzen, Perforieren, Biegen oder Falten: Vollpappen sind auf diverse Weisen formbar. Daraus ergibt sich eine Vielzahl möglicher Verpackungskonstruktionen – vom hochwertigen Stülpkarton über Kissenschachteln bis hin zu Pappdosen.
  • Kosteneffizienz: Kartons aus Vollpappe sind in der Herstellung noch günstiger als Wellpappverpackungen. Ihr Handling ist in der Regel ebenso einfach, sodass Waren damit sehr kosten- und zeitsparend eingepackt werden können (z. B. maschinell). Dank des geringen Materialvolums lassen sich Transport- und Lagerräume zudem optimal ausnutzen.
  • Materialeigenschaften: Vollpappen sind durchstoßfester als Wellpappen und widerstandsfähiger gegen Feuchtigkeitseinwirkung. Deshalb werden sie häufig als Verpackung nach Maß für Tiefkühlwaren eingesetzt. Die Oberfläche lässt sich ausgezeichnet mit Verbundstoffen kaschieren und imprägnieren (z. B. gegen das Ein- oder Durchdringen von Fett und Wasser) – ideal, um Warenschutz und Hygiene zu optimieren. Vollpappen sind daher auch eine beliebte Verpackungswahl für Lebensmittel.
  • Nachhaltigkeit: Voll- und Graupappen werden heute zu fast 100 % aus Altpapier hergestellt, das in Handel, Industrie, Verwaltung und Haushalten gesammelt wird. Nach ihrem Gebrauch werden Verpackungen aus Vollpappe zu großen Teilen abermals recycelt. Sie durchlaufen somit einen nahezu geschlossenen Materialkreislauf.
 

Marktausblick für die Vollpappenhersteller

Laut Wirtschaftsverband Papierverarbeitung e.V. werden rund 80 % der Vollpappen im Bereich der Lebensmittelindustrie eingesetzt. In der Vollpappenbranche herrschen zudem ähnliche Umstände wie bei den Herstellern von Wellpappen: Die Nachfrage nach Verpackungen aus Pappe wächst sowohl national als auch international. Ein Trend, der sich seit Jahren beobachten lässt, aber durch die Pandemie noch weiter befeuert wird.

 

Mit dem noch rascher als sonst wachsenden Segment des E-Commerce steigt auch der Bedarf an Transport- und Versandpackungen. Zugleich steigen jedoch die Kosten für die Herstellung von bedruckten Verpackungen aus Papier und Pappe. Grund dafür sind Engpässe in der Rohstoffversorgung.

 

Denn Altpapier ist seit einiger Zeit Mangelware. Das liegt unter anderem daran, dass weniger Papier bedruckt wird und somit auch weniger Altpapier anfällt. Der Preis für gemischtes Altpapier hat sich (mit Stand September 2021) innerhalb nur eines Jahres mehr als verdreifacht. Auch die Preise für importiertes Altpapier stiegen um rund 75 %.

 

Angespannt wird die Situation um die Rohstoffversorgung auch im Jahr 2022 bleiben. Allerdings prognostizieren die Experten, anders als in den vergangenen fünf Jahren, ein leichtes Branchenwachstum.

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