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Wenn Winzer weinen - neue Regeln für das Weinetikett

Wein ist nicht gleich Wein - sicherlich ist Ihnen diese Weisheit bereits bewusst. So unterschiedlich wie die Geschmäcker der Menschen sind auch die verschiedenen Weinarten auf dem Markt. Zur besseren Unterscheidung müssen Weine daher ein Etikett tragen. Dies gilt schon seit jeher: In frühester Zeit wurden die Informationen noch auf Amphoren geritzt, später auf schmucken Anhängern geschrieben und schließlich gedruckt. Neben den wichtigen Informationen zur Differenzierung der unterschiedlichen Weine werden jetzt jedoch EU-weit Warnhinweise auf die Etiketten diskutiert - sehr zum Unmut vieler Winzer und Weinliebhaber.



 

Definition der generellen Informationen auf dem Weinetikett

Generell sind alle Weinbehältnisse mit einem Volumen von weniger als 60 Litern kennzeichnungspflichtig. Auf den Etiketten stehen diverse Pflichtangaben, die Auskunft über das Getränk geben. Daneben schreiben einige Hersteller auch freiwillige Angaben auf, die der besseren Unterscheidung dienen.



 

Die Pflichtangaben auf einem Weinetikett

Zu den Pflichtangaben eines Weinetiketts gehören die folgenden Informationen:

 
  • Verkehrsbezeichnung: Wein oder Perlwein (häufig auch als „Secco“ bezeichnet)
  • Qualitätsstufe: Beispielsweise Qualitätswein, Landwein (mit Herkunftsangabe), Prädikatswein
  • Ort des Abfüllbetriebes (im Normalfall der Winzer)
  • Alkoholgehalt
  • Nennfüllmenge: Das Volumen der Flasche in Litern
  • Geografische Angabe über die Herkunft (abhängig von der Qualitätsstufe)
  • Laufende amtliche Prüfnummer (nur bei Qualitätswein, Prädikatswein und Sekt)
  • Loskennzeichnung (ersetzt bei anderen Qualitätsstufen die Prüfnummer)
  • Hinweis auf eiweißhaltige Schönungsmittel (beispielsweise aufgrund von Einsatz von Eiklar oder Kasein)
  • Hinweis auf Sulfite
 

Diese Pflichtangaben müssen direkt auf dem Sichtbereich der Flasche angebracht sein, damit Kunden sie sofort finden. Die Angaben müssen außerdem auf dem Hauptetikett zu sehen sein, ohne dass die Flasche umgedreht werden muss. Tatsächlich platzieren die meisten Hersteller vorne jedoch ein Logo und den Namen des Weines. Auf dem Rücketikett sind dann die Pflichtangaben zu finden - rechtlich gilt entsprechend das Rücketikett als Hauptetikett.



 

Freiwillige Angaben auf dem Weinetikett

Neben den Pflichtangaben sind häufig auch folgende freiwillige Angaben auf einem Weinetikett zu finden:

 

  • Jahrgang: In welchem Jahr die Trauben gereift sind und geerntet wurden
  • Rebsorte des Weines (beispielsweise Riesling)
  • Weinort mit genauer Herkunftslage
  • Geschmackslage (süß, lieblich, halbtrocken, trocken)
  • Trinktemperatur
  • Speise-Paar-Empfehlungen
  • Verzicht von Zusatzstoffen
  • Lagerbedingungen
 

Freiwillige Angaben dürfen für Kunden nicht irreführend oder täuschend sein. Vermitteln sie ein falsches bzw. beschönigtes Bild des jeweiligen Weines sind die Angaben unzulässig.

Neue Warnhinweise - das könnte auf dem Weinetikett stehen

Neben den oben genannten Angaben finden innerhalb der Europäischen Union nun Diskussionen über Warnhinweise auf alkoholischen Getränken statt. Angeregt hatte diese Diskussion das EU-Mitgliedsland Irland. Um dem landeseigenen hohen Alkoholkonsum entgegenzuwirken, sollen zukünftig Warnhinweise auf sämtlichen bedruckten Verpackungen zu lesen sein. Bislang konnte für derartige Ideen keine Mehrheit im EU-Parlament gefunden werden. Dies mag könnte einer der Gründe für Irlands Alleingang sein. Die einzigen Hinweise dieser Art sind bislang Symbole, die vor dem Alkoholkonsum während der Schwangerschaft oder während des Autofahrens warnen - nicht jedoch von dem generellen Verzehr.



 

Warnhinweise ähnlich wie bei Tabakprodukten

Irland möchte fortan Warnhinweise auf alkoholische Getränkeetiketten drucken. Diese Warnhinweise sollen beispielsweise lauten: „Alkoholkonsum verursacht Lebererkrankungen“. Ähnliche Hinweise sind bereits auf Zigaretten und Tabakprodukten zu finden. Irland hatte jüngst bei der EU-Kommission die Genehmigung für derartige Kennzeichnungen beantragt. Die Kommission stimmte dem Vorhaben zu.





 

Gegenwind durch andere Mitgliedsstaaten

Dass die EU-Kommission Irlands Vorhaben ohne Einwände zugestimmt hat und damit grundsätzlich alkoholhaltige Getränke Tabakprodukten gleichstellt, kritisieren jedoch einige andere Mitgliedsstaaten. Insbesondere große Weinexportländer wie Frankreich, Spanien und Italien sprachen sich gegen diese Veränderungen aus. Auch die Tatsache, dass die EU für Dezember 2023 ohnehin Änderungen der Etikettierungen von alkoholhaltigen Getränken plant, sei ein Grund gegen Alleingänge einzelner Mitgliedsstaaten im Vorfeld. Die irischen Behörden wiesen hingegen darauf hin, dass der hohe Alkoholkonsum im Land für eine starke Belastung des Gesundheitssystem sorge. Daher seien Gegenmaßnahmen notwendig.



 

Wein ist nicht gleich Tabak

Vor allem Italien sieht die Freigabe der EU von Warnetiketten auf Wein als direkten Angriff - schließlich ist dieses Land der führende Wein-Erzeuger und -Exporteuer weltweit. Laut Aussage der Landesvertreter sei es vollkommen unangebracht, den Konsum von Spirituosen gleichzusetzen, da dieser zwischen den Ländern unterschiedlich hoch sei. Italiens Landwirtschaftsminister Lollobrigida erklärte, alles zu versuchen, die italienischen Produkte und den italienischen Lebensstil zu schützen.



 

Abschreckende Bilder auf dem Weinetikett?

Die Tatsache, dass Warnhinweise auf Weinetiketten zunächst an die Hinweise auf Tabakprodukten erinnern, lässt einige Winzer Sorge tragen: Sollen zukünftig auch abschreckende Bilder auf die Etiketten gedruckt werden? Bislang sind Schreckbilder, wie sie auf Tabakprodukten zu finden sind, jedoch aus dem Gespräch. Die Versuche und Diskussionen der EU drehen sich vorerst nur um die schriftlichen Warnungen.



 

Das sagen die Winzer zur Warnung auf dem Weinetikett

Winzer vieler EU-Mitgliedsstaaten sind besorgt. Die meisten Winzer halten die Gespräche über abschreckende Flaschenetikettierungen für unnötig. Zwar erkenne man an, dass der Alkoholkonsum in einigen Ländern tatsächlich sehr hoch sei, doch das sollte man nicht mit einem gesunden und kulturellen Weinkonsum gleichstellen. Übermäßiger Konsum dürfe nicht mit moderatem verwechselt werden. Außerdem haben nicht alle EU-Länder die gleichen Alkoholprobleme. Wie und welcher Alkohol konsumiert wird, ist letztlich auch von der Kultur des Landes abhängig.



 

Herabwürdigung eines Kulturguts - Winzer gegen Warnungen auf dem Weinetikett

Viele Winzer befürchten eine maßlose Herabwürdigung des Kulturguts Wein. Warnetiketten würden das Getränk generell verteufeln, nicht aber zu einem sensiblen Umgang aufrufen. Wichtiger und wesentlich effektiver sei es jedoch, die Konsumenten zu einem gesunden Umgang und einem gemäßigten Konsum zu motivieren. Wer seinen Konsum limitieren kann, brauche in der Regel keine dramatischen Folgen durch den Weingenuss befürchten.



 

Verbote anstatt Sensibilisierung

Ein weiteres Argument vieler Winzer ist das Ersetzen von Sensibilisierung durch Verbote. Motivierende Maßnahmen seien entsprechend wirksamer als abschreckende. Wer auf einem Weinetikett einen Warnhinweis sieht, wird dadurch maximal verängstigt - nicht jedoch über einen gesunden Konsum aufgeklärt. Sensibilisierungsmaßnahmen seien jedoch nicht nur effektiver, sondern würden auch das Beibehalten eines Kulturguts in moderaten Summen erlauben.

Informationslieferanten Barcodes: So funktionieren sie auf Weinetiketten

In der EU sind Produkte mit einem sogenannten Barcode (auch als Strichcode bekannt) versehen. Der häufigste Code EU-weit ist die sogenannte EAN (European Article Number = Europäische Artikelnummer). Ein Barcode beinhaltet zahlreiche Informationen, die zur Identifizierung eines Produktes beitragen. Darunter befinden sich auch Informationen, die auf das Etikett gedruckt werden müssen. Die Angaben des Barcodes helfen vor allem Etikettenhersteller und Händler. Die schriftlichen Hinweise auf dem Weinetikett hingegen sind vorrangig für den Kunden gedacht. Ob sich zukünftig auch Warnhinweise auf Barcodes befinden werden, ist zweifelhaft. Schließlich würden die Hinweise dort für den Kunden kaum sichtbar sein und somit kaum Potenzial entfalten.



 

Fazit - der Warnhinweis auf einem Weinetikett

Diskussionen über Warnhinweise auf alkoholischen Getränken wurden bereits vor wenigen Jahren angestoßen - bislang jedoch ohne Erfolg. In den USA sind derartige Warnungen bereits üblicher, zeigen jedoch derzeit noch keine große Wirkung. Winzer sind über Warnhinweise auf Verpackungen besorgt. Das gleiche gilt für die Vertreter wichtiger Weinexporteure wie Italien, Spanien und Frankreich. Anstatt abschreckende Informationen auf ein Weinetikett zu drucken, sollte man sich nach ihrer Auffassung lieber um Sensibilisierungsprogramme kümmern, die zu einem moderaten Konsum anregen. Wein ist schließlich nicht gleich Wein - und Alkohol nicht gleich Tabak.

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